Nehmen die Masern wirklich zu?

In den Massenmedien hört und liest man von einer angeblichen Zunahme der Masern, in Deutschland und weltweit. Auch im Entwurf des Impfpflicht-Gesetzes (Masernschutzgesetz) wird dieses Argument gleich in der Einleitung im ersten Absatz angeführt: „2018 kam es weltweit zu einer Verdoppelung der Masernfallzahlen.“ Zunächst irritiert, warum eine deutsche Impfpflicht mit weltweiten Masernzahlen begründet wird.

Die Antwort ist so logisch wie entlarvend: In Deutschland gibt es keine Zunahme!

wöchentlich gemeldete Masernfälle von 2001 bis einschl. Kalenderwoche 35 im Jahr 2019

Seit dem Jahr 2001 gibt es in Deutschland eine Meldepflicht für Masern. Das RKI stellt diese Meldedaten wöchentlich in der Datenbank SurvStat (engl. Abkürzung für Surveillance Statistik = Überwachungsstatistik) zur Verfügung. Die Grafik dieser wöchentlichen Meldedaten beweist schon beim ersten Blick eindrucksvoll, dass von einer Zunahme der Masern in Deutschland nicht die Rede sein kann.

Die Schwankungen im Laufe des Jahres sind typisch für die Masern und seit langem bekannt. Meist liegt der Jahresgipfel am Ende des Winters oder zu Beginn des Frühlings. Als mögliche Ursache wird die am Ende des Winters verbrauchten Vitaminspeicher (Vitamin A) und die niedrigen Vitamin D Spiegel (ebenfalls bedingt durch den Winter mit weniger Sonneneinstrahlung) genannt. Da sich ein Vitamin A Mangel ungünstig auf den Verlauf der Masern auswirkt, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation auch in Industrieländern wenigstens bei den schwereren Verläufen eine zweimalige hochdosierte Vitamin A-Gabe zu Beginn der Erkrankung.

Ab und zu las oder liest man in den Massenmedien immer noch, dass dieses Jahr 2019 ein ganz besonders schlimmes Masernjahr wäre. Auch hier können wir eine Grafik zu Rate ziehen. Bis zum Erstellungsdatum dieses Artikels waren im Jahr 2019 die Masernfälle der ersten 35 Kalenderwochen veröffentlicht. Wir vergleichen folglich die Summe der ersten 35 Kalenderwochen aus allen Jahren seit 2001 und stellen sie in einer Grafik dar. Die gestrichelte Linie stellt den Durchschnitt der Summe der ersten 35 Kalenderwochen von 2001 bis 2019 dar.

Summe der gemeldeten Masernfälle der ersten 35 Kalenderwochen von 2001 bis 2019

Die Summe der in diesem Jahr bisher gemeldeten Masernfälle liegt unter dem langjährigen Durchschnitt (38%). Es zeichnet sich ein eher mildes Masernjahr ab.

Die Schwankungen in der obigen Grafik sind seit langer Zeit und auch schon vor Einführung der Impfung bekannt und typisch für die Masern. Auf eher stärkere Masernjahre folgen Schwächere und umgekehrt. Hierfür gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Der am meisten einleuchtende Ansatz geht davon aus, dass sich in schwächeren Jahren Menschen ohne Immunität ansammeln und die Masern dann überwiegend in den stärkeren Jahren durchmachen. Danach dauert es wieder eine Weile, bis sich genügend Menschen ohne Immunität ansammeln.

Wie hilfreich war diese Information für Sie?
gar nicht hilfreich
sehr hilfreich
Bisher keine Bewertungen.
Bitte warten...

Kommentar schreiben